Teller statt Tonne II – Ist Lebensmittelverschwendung ein soziales Problem? #24

Shownotes

Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr im Müll – zulasten von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. In dieser Folge sprechen wir darüber, welche sozialen Strukturen dazu beitragen und wie ein nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln gelingen kann.

Weltweit verursacht die Verschwendung von Nahrungsmitteln erhebliche Treibhausgasemissionen und führt zu verlorenen Investitionen in Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Gleichzeitig verschärft sie soziale Ungleichheiten: Genießbares Essen landet im Abfall, obwohl es an anderer Stelle dringend gebraucht würde.

Besonders in privaten Haushalten werden viele Lebensmittel weggeworfen. Häufig wird zu viel gekauft oder Produkte verderben, weil sie falsch gelagert werden. In unserer Gesellschaft ist es zudem kaum noch üblich, überschüssige Lebensmittel mit Nachbarn oder Freunden zu teilen. Hinzu kommt, dass oft mehr Nahrungsmittel produziert, als tatsächlich benötigt werden. Strenge Form- und Größenstandards führen dazu, dass krummes Obst oder Gemüse aussortiert wird, bevor es in die Supermarktregale gelangt.

Initiativen wie foodsharing oder der Ernährungsrat Braunschweig und Braunschweiger Land (ERBSL) zeigen, dass es auch anders geht: Freiwillige von foodsharing retten etwa überschüssige Lebensmittel in Supermärkten oder Bäckereien, die sonst im Müll landen würden. Der ERBSL setzt sich für eine regionale und klimafreundliche Ernährungspolitik ein und organisiert Veranstaltungen rund um das Thema Ernährung.

Trotz dieses Engagements bleibt die grundlegende Herausforderung bestehen: Um die Ursachen der Verschwendung nachhaltig zu lösen, müssen wir als Gesellschaft unseren Umgang mit Lebensmitteln überdenken.

In dieser Podcastfolge diskutieren wir mit Prof. Dr. Okka Zimmermann und Dr. Felicitas Schneider, wie soziale Strukturen zur Lebensmittelverschwendung beitragen, wo wir ansetzen können und was wir von anderen Ländern lernen können.

Unsere Gäst*innen:

Prof. Dr. Okka Zimmermann ist Sozialwissenschaftlerin an der IU Internationale Hochschule und an der TU Braunschweig. Dort forscht und lehrt sie zu sozialer Ungleichheit und Nachhaltigkeit. Privat engagiert sie sich bei foodsharing Braunschweig.

Dr. Felicitas Schneider ist Wissenschaftlerin am Thünen-Institut für Marktanalyse. Sie forscht seit 2001 zu den Themen Lebensmittelverluste und -abfälle, koordiniert die Globale Initiative gegen Lebensmittelverluste und -abfälle. Im Ernährungsrat Braunschweig und Braunschweiger Land (ERBSL) ist sie als Vorstand aktiv.

Weiterführende Links

• Die Podcastfolge „Teller statt Tonne I – Wie kann KI Lebensmittel retten?“ gibt es auf unserer Website zu hören und überall da, wo es gute Podcasts gibt. Die Folge wurde live bei der KIDA-Kon im September 2025 im Thünen-Institut aufgezeichnet. Dort waren Prof. Dr. Engel Arkenau, Digitalisierungsbeauftragte des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), und die Thünen-Präsidentin Prof. Dr. Birgit Kleinschmit zu Gast.

• Die Globale Initiative gegen Lebensmittelverluste und -abfälle wurde während des Treffens der leitenden Agrarwissenschaftler*innen der G20 Staaten (MACS-G20) ins Leben gerufen. Am Thünen-Institut koordiniert Dr. Felicitas Schneider internationale Aktivitäten, die Lebensmittelverluste und -abfälle reduzieren sollen.

• Das Dossier „Weniger ist mehr: Lebensmittelverluste und Abfälle reduzieren“ des Thünen-Instituts zeigt Strategien, um Lebensmittelverluste und -abfälle zu vermeiden und bietet vielfältige Beiträge zum Thema.

„Zu gut für die Tonne“ ist eine Kampagne, die das BMLEH 2024 ins Leben gerufen hat. Dort gibt es zahlreiche Tipps für den Alltag, eine App mit Rezepten für Lebensmittelreste, Lehrmaterialien und vieles mehr.

• Das BMLEH hat 2023 gemeinsam mit 14 Unternehmen aus Groß- und Einzelhandel den Pakt gegen Lebensmittelverschwendung geschlossen. Darin verpflichten sich die Unternehmen, ihre Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren und noch genießbare Lebensmittel zu spenden.

Foto: Thünen-Institut/Felicitas Schneider

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