FAKTENCHECK: Holznutzung – Können wir mit Holzprodukten das Klima schützen?
Shownotes
Holz kann helfen, die Klimaziele zu erreichen: Wird es in Häusern verbaut oder in Bioraffinerien zu Kunststoffen verarbeitet, bleibt der Kohlenstoff darin gespeichert. Forschende aus dem Thünen-Institut haben nun Empfehlungen veröffentlicht, wie Holzprodukte gezielt zum Klimaschutz beitragen können.
Um die Klimaziele des Bundes zu erreichen, gilt es, alle Potenziale zur Kohlenstoffspeicherung auszuschöpfen. Holz spielt dabei eine besondere Rolle: Wird es in Häusern oder Möbeln verbaut, bleibt der Kohlenstoff darin gespeichert, statt in die Atmosphäre zu gelangen. Besonders im Hausbau steckt viel Potenzial, denn dort bleibt Holz oft über Jahrzehnte im Einsatz. Forschende aus dem Thünen-Institut für Holzforschung haben nun Empfehlungen für Politiker*innen veröffentlicht, wie Holzprodukte gezielt zum Klimaschutz beitragen können.
Ob unsere Wälder den steigenden Bedarf decken können, wer die neuen Holzprodukte kaufen könnte und wo noch nachgesteuert werden muss – darüber sprechen wir im Thünen-Faktencheck mit Prof. Dr. Andreas Krause, dem Leiter des Thünen-Instituts für Holzforschung.
Auf YouTube findet ihr das Video zum Podcast: https://youtu.be/Ifd23Kge1hQ
Weiterführende Links
• Der komplette Policy Brief des Thünen-Instituts für Holzforschung ist auf unserer Website verfügbar. • Im Arbeitsbereich Auswirkungen der Holznutzung auf Umwelt und Klima des Thünen-Instituts finden Sie aktuelle Schwerpunktthemen und Projekte. • Die Holzbauinitiative der Bundesregierung soll den Einsatz von Holz als nachhaltigen Rohstoff im Bausektor stärken. Die Ziele sind: mehr Klimaschutz und eine effizientere Ressourcennutzung.
Moderation: Dr. Katrin Schiedung
Transkript anzeigen
00:00:09: Wenn wir die Klimaziele des Bundes erreichen wollen,
00:00:12: dann müssen wir jetzt alle Potenziale nutzen, um Kohlenstoff zu binden.
00:00:16: Holz spielt hier als nachwachsender Rohstoff eine besondere Rolle.
00:00:19: Denn wird er in Häusern oder in Möbeln verbaut,
00:00:22: dann bleibt er dort gespeichert, anstatt in die Atmosphäre freigesetzt zu werden.
00:00:27: Im Hausbau können wir hier besonders große Effekte erzielen,
00:00:30: weil hier viel Holz für lange Zeit verbaut wird.
00:00:34: Jetzt gibt es neue Ideen in der Politik,
00:00:36: um die stoffliche Nutzung von Holz weiter auszubauen.
00:00:39: Ob das realistisch ist, darüber spreche ich heute im Thünen-Faktencheck mit Professor Dr.
00:00:45: Andreas Krause, dem Leiter des Thünen-Instituts für Holzforschung.
00:00:48: Ganz herzlich willkommen!
00:00:50: Hallo! Schön, dass ich da sein darf.
00:00:52: Andreas Wenn die Bundesregierung für den Klimaschutz
00:00:55: jetzt stärker auf Holz und den Holzbau setzt,
00:00:59: sind die Wälder überhaupt in der Lage, diesen steigenden Bedarf zu decken?
00:01:03: Na, die Wälder
00:01:04: haben durch die Klimakrise und Kalamitäten schon stark gelitten,
00:01:08: und der Wald ist zu einer Quelle geworden, der bisher immer eine Senke war.
00:01:12: Insofern ist das Potenzial, mehr Holz aus dem Wald zu bekommen, eher begrenzt.
00:01:18: Aber ein großer Teil von dem Holz, was wir aus dem Wald holen,
00:01:22: um es zu nutzen, wird eben energetisch genutzt.
00:01:24: Das heißt, das wird verbrannt.
00:01:26: Und ein Teil davon könnte stofflich zusätzlich genutzt werden.
00:01:29: Dabei kann man zum Beispiel an Holz denken, was entlang der Verarbeitungskette
00:01:35: verbrannt wird, in dem ich Holz trocknen muss, um Bauholz herzustellen,
00:01:39: verbrenne ich häufig Holz, um die Energie bereitzustellen.
00:01:42: Zum anderen
00:01:43: kann man aber auch an das Holz denken, was eben als Altholz auf den Markt kommt.
00:01:47: Das heißt, wenn die Möbel ausgedient haben oder man
00:01:50: das Schlafzimmer erneuert, dann gehen die Möbel auf den Sperrmüll.
00:01:54: Von dort werden sie recycelt
00:01:55: und können dann als Recyclingholz wieder eingesetzt werden.
00:01:59: Und der Anteil ließe sich auch noch deutlich steigern.
00:02:02: Allerdings sind das ist das in der Regel kein Schnittholz,
00:02:06: also keine Bretter oder Bohlen, sondern es handelt sich um kleine Sortimente,
00:02:10: Hackschnitzel, Späne
00:02:12: etc., weshalb man eben nicht Massivholz dann daraus machen kann,
00:02:16: sondern Holzwerkstoffe, beispielsweise Spanplatten, OSBplatten oder Faserplatten.
00:02:22: Und würden die Leute dann die neuen Produkte auch kaufen?
00:02:25: Also bauen
00:02:25: die Leute immer noch gerne mit Holz oder ist das eher so ein Nischenprodukt?
00:02:29: Das Bauen mit Holz ist keine Nische mehr.
00:02:31: Ein Zweifamilienhausbau ist man so ungefähr bei 20 % Anteil.
00:02:37: Das bedeutet, viele bauen schon mit Holz, aber bei größeren Objekten,
00:02:41: Hochhäusern etc.
00:02:42: gibt es noch deutlicher Steigerungsmöglichkeiten.
00:02:46: Die Leute mögen eigentlich das Bauen mit Holz gern.
00:02:50: Sorgen gibt es beispielsweise beim Preis,
00:02:52: manchmal auch in Richtung Brandschutz oder Schallschutz.
00:02:56: Großes Potenzial gibt es allerdings auch beim Thema Innenausbau,
00:03:00: der dann nicht mehr so sehr nur in das Holz Gebäude rein zählt.
00:03:05: Sondern man könnte beispielsweise auch Gipskarton Platten
00:03:08: durch Holzfaserstoffe ersetzen
00:03:11: und so eben zusätzliches Holz im Baubereich unterbringen.
00:03:16: Und hast du ein
00:03:17: Beispiel dafür, wie so ein Ersatz aussehen könnte?
00:03:21: Ja, man muss sich das so vorstellen Eine zusätzliche stoffliche Holznutzung
00:03:25: funktioniert nur, wenn dafür nicht altes Holz entsorgt wird.
00:03:31: Man kann sich das am
00:03:32: Beispiel von einem Tisch vorstellen Wenn die Familie einen Esstisch hat
00:03:35: aus Holz, dann kauft sie wahrscheinlich keinen zweiten Tisch aus
00:03:39: Holz, den sie auf den ersten stellt und beide behält,
00:03:42: sondern man würde einen entsorgen.
00:03:44: So, das bedeutet, die zusätzliche Nutzung findet nur statt,
00:03:47: wenn der Tisch beispielsweise aus Glas oder Metall war
00:03:50: und dann durch einen Holztisch ersetzt wird.
00:03:53: Das nennt man im Übrigen Substitution.
00:03:56: Dann schauen wir zum Abschluss noch mal in die Zukunft.
00:04:00: Sind wir damit generell auf dem richtigen Weg
00:04:02: oder wo müssen wir da noch mal
00:04:04: nachjustieren, dass die Holznutzung tatsächlich zum Klimaschutz beiträgt?
00:04:08: Wir fangen an, einen guten Weg zu gehen, so würde ich das sagen.
00:04:13: Und es gibt natürlich viele Produkte, die man noch aus Holz ersetzen könnte.
00:04:18: Eben auch Produkte, bei denen man gar nicht merkt,
00:04:19: dass sie aus Holz sind, beispielsweise Kunststoffe.
00:04:23: Dazu würde man das Holz chemisch umwandeln in sogenannten Bio Raffinerien
00:04:27: und könnte dann Kunststoffe herstellen, die dann eben nicht mehr aus
00:04:31: Erdöl oder aus Erdgas produziert werden, sondern aus Holz.
00:04:35: Und die Menschen, die sie nutzen, würden gar keinen Unterschied merken.
00:04:38: Und trotzdem würde man weniger fossile Rohstoffe brauchen
00:04:42: und so die stoffliche Holznutzung stärken und zum Klimaschutz beitragen.
00:04:47: Herzlichen Dank
00:04:47: Andreas, für Deine Einschätzung und die Einblicke.
00:04:50: Wir verabschieden uns mit dem Thünen-Faktencheck
00:04:54: und verlinken Ihnen alle Informationen auch in den Shownotes.
00:04:57: Bis zum nächsten Mal.
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